Kolet Janssen

auteur

Auf dem Weg zur Schule

Auf dem Weg zur Schule

Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2003,

ISBN 3891064306
Gebunden, 104 Seiten, 9,90 EUR

Aus dem Niederländischen von Anna Blankenburg. Mit Bildern von Nina Spranger. Für Kinder ab sechs Jahren. So viele Abenteuer unterwegs! Marnik ist sieben, als er den Weg zur Schule zum ersten Mal alleine geht. Dabei erlebt er so viel, dass er kaum mehr Zeit für die Schule hat…

Rezension
Süddeutsche Zeitung vom 07.03.2003 

Es gab so viel zu tun im Leben. Viel zu viel, um auch noch in die Schule zu gehen. Das ist zumindest die Meinung des siebenjährigen Marnik, als er zum ersten Mal morgens allein in die Schule gehen darf. Ein denkwürdiger Tag. Bestimmt hätte ihn seine Mama begleitet, wenn sie gewusst hätte, welche Abenteuer auf ihren Sohn warten.
Die belgische Autorin Kolet Janssen verfasste mit ihrer kleinen Erzählung Auf dem Weg zur Schule eine Erstlesegeschichte, die sich sehr von der üblichen Literatur für diese Zielgruppe unterscheidet und wie alle anspruchsvollen Kinderbücher auch für die vor- und mitlesenden Erwachsenen manche Botschaft versteckt hält. Für unsere überbehüteten Kinder, die kaum einen Lebensraum haben, der nicht von Erwachsenen kontrolliert wird, ist es spannend zu lesen, was dieser kleine Junge alles auf dem kurzen Weg zwischen elterlicher Haustür und Schultür erlebt. Wie er die Katze des Nachbarn vom Baum holt, einem jungen Mann hilft, der seinen Fahrradschlüssel im Gully versenkt hat, den schwarzen Peppo in seiner Kaffeebude vertritt und am Schluss noch eine kranke Taube rettet. Dass ihm dabei seine Klassenkameradin Kinza hilft, die er unterwegs getroffen hat, ist beruhigend, besonders als sie auf den stadtbekannten Penner „Prophet” treffen, der ihnen mit seinen wirren Reden Angst macht. Ganz behutsam zeigt die Autorin, wie der kleine Junge an seinen Aufgaben wächst, und auch seine Eifersucht auf seine winzige Schwester ablegen kann, schließlich ist er ja jetzt der große Bruder.Das alles wird mit klaren kurzen Sätzen und viel wörtlicher Rede erzählt und ist weit weg von jeder kindertümelnden Naivität oder einer Bewahrpädagogik im Stil eines faulen Kompromisses. Marnik wird jetzt immer allein zur Schule gehen und Mama sich damit abfinden: „Was machst du denn alles so unterwegs?“ „Nichts Besonderes. Manchmal passiert da halt was. Aber das ist nicht so gefährlich”. Und ihre Antwort wird ihn noch selbstbewusster machen: „Na dann los. Du wirst groß. Weißt du das”? (ab 6 Jahre)

ROSWITHA BUDEUS-BUDDE

 

Aus: Hamburg.kinder-stadt.de, Bücher für Kinder, 2003
Inhalt

Marnik ist sieben und darf zum ersten Mal allein zur Schule gehen. Dabei erlebt er so viele Abenteuer, dass eigentlich gar keine Zeit mehr für die Schule bleibt. Jedenfalls hat er am Ende dieses aufregenden Tages seiner Babyschwester eine Menge zu erzählen. Für ihn ist es beschlossene Sache – ab morgen geht er immer allein zur Schule.

Rezension von Iris:
Es ist Winter und eigentlich viel zu kalt, um raus zu gehen. Aber zur Schule gehen muss man halt doch. Egal, wie das Wetter ist. Und unterwegs trifft Marnik eine ganze Menge Leute. Und die brauchen seine Hilfe. Marnik holt die Katze des Nachbarn vom Baum herunter. Einfach so. Ohne viel Aufhebens. Und er trifft ein Mädchen aus seiner Klasse. Die mag nicht in die Schule, weil sie was nicht kann, was sie sollte. Zusammen können beide dem Studenten helfen, dem sein Schlüssel in den Gulli gefallen ist und dem Kaffeehausbesitzer.

Ruhig wird eine Geschichte erzählt, die tatsächlich so stattfinden kann. Eine liebevolle Erzählung zum Vorlesen, aber noch reizvoller und geeigneter zum ersten Selberlesen ist der belgischen Religionslehrerin Kolet Janssen gelungen, die Kinder Ernst nimmt. Eine Geschichte, in der sich die Kinder wieder finden, die spannend ist und ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Einfach so, wie eben so ein Schulweg ist. Oder sein kann. Wenn man seine Augen offen hält. Mit ein bisschen Kinder-Philosophie. Da kann es schonmal passieren, dass man viel zu spät zur Schule kommt. Man hat eben grad das Leben getroffen.

Rezension von Michaela aus dem Krimi-Forum:
Ein liebenswerter Protagonist, viele kleine Alltags-Abenteuer und zwischendurch, gut verpackt, die eine oder andere “Botschaft” – was die belgische Autorin Kolet Janssen hier zum Vorlesen und ersten Selber Lesen hier zwischen zwei Buchdeckeln abliefert, ist ebenso poetisch wie spannend und interessant.

Gebannt verfolgen die kleinen Leser wie Marnik auf einen Baum klettert – obwohl das eigentlich strengstens verboten ist! – , um ein Kätzchen zu retten. Und ebenso wie der Junge, den die Illustratorin Nina Spranger mit großen, runden Augen ins Bild gesetzt hat, sind auch die Zuhörer der Geschichte bass erstaunt, als er feststellt, dass seine Klassenkameradin ein ganz tolles Hobby hat, was bisher niemand wusste. Wenn die beiden dann auf den etwas unheimlichen Obdachlosen “Prophet” treffen, dann trifft die Religionslehrerin Janssen mit ihrer Beschreibung ganz genau das Gefühl zwischen leisem Schaudern, Mitleid (der Mann ist hungrig) und Interesse. Fast logisch erscheint es, dass den Kindern genau an dieser Stelle aufgeht, dass niemand nur gut oder nur schlecht ist.

Von solchen Denkanstößen gibt es noch ein paar mehr in den zehn Kapiteln, deren Umfang gerade richtig ist, möchte man eines oder zwei vorlesen. Um Geschwister geht es, große, kleine, viele, wenig. Um Menschen mit einer anderen Hautfarbe, die aus einem anderen Land kommen, in dem man eine andere Sprache spricht, anderes Essen zu sich nimmt und andere Gewohnheiten hat. Und darum, dass man sich auf das Neue und Unbekannte ruhig einmal einlassen kann. So vermittelt dieses Buch Werte wie Toleranz und Neugierde aufs Leben, ohne dabei für die Leser an Unterhaltungswert zu verlieren. Und zeigt dabei, dass pädagogisch wertvoll nicht gleichzusetzen ist mit langweilig und schwer.

Zu empfehlen ab 6