Mein Bruder ist ein Orkan

Gebundene Ausgabe – 110 Seiten – Beltz
Erscheinungsdatum: 1997
ISBN: 3891063040

Kurzbeschreibung
Andreas ist ein autistisches Kind. Das Leben mit ihm ist ziemlich anstrengend. Aber ein Leben ohne ihn kann seine Schwester Hannah sich auch nicht vorstellen. Als die Eltern beschließen, ihn in ein Heim zu geben, läuft Hannah mit Andreas fort… Ein Buch, das versucht, die Lebens- und Empfindungswelt autistischer Kinder darzustellen, ohne Anspruch darauf zu erheben, das Denken und Fühlen dieser Kinder zu erklären.

Rezension
Autismus ist eine recht seltene, lebenslange Behinderung, deren Ursachen bisher noch nicht vollständig erforscht werden konnten. Es gibt in Deutschland nach neueren Schätzungen 40.000 autistische Menschen, davon etwa 5.000 – 6.000 Kinder. 4 von 5 Autisten sind männlichen Geschlechts. In ihrem Jugendbuch versucht die Autorin die Lebens- und Empfindungswelt autistischer Kinder abzubilden, ohne Anspruch darauf zu erheben, das Denken und Fühlen dieser Kinder zu erklären.

“Mein Bruder ist autistisch, wißt ihr. Bei uns dreht sich alles um Andreas. Jeder nimmt Rücksicht auf das, was ihm gefällt und was nicht, was er gut verkraftet und was nicht. Aber was mir gefällt und was ich verkrafte, darum kümmert sich kein Mensch.”

Es ist nicht immer leicht für Hannah, aber sie liebt ihren Bruder sehr. Andreas scheint in einer ganz eigenen Welt zu leben und nur selten andere Menschen an sich herankommen zu lassen. Auch seine Eltern nicht, auch Hannah nicht. Er lebt in einer Welt fester Rituale: Immer wieder hört er das gleiche Lied, immer wieder legt er alle Gegenstände, die er in die Finger bekommt, in eine lange Reihe. Wenn sich etwas in seiner Umwelt verändert, muß er schreien.

Die Eltern fühlen sich immer öfter hilflos und überfordert. Sie sehen keine andere Möglichkeit, als ihn in ein Heim zu geben. Aber Hannah will sich nicht von ihrem Bruder trennen. Sie findet es ungerecht, daß ihre Eltern einfach so über ihn bestimmen. Heimlich schmiedet sie einen Plan und läuft mit ihm fort. Bei dieser Odyssee allerdings merkt sie, daß sie alleine mit Andreas auch nicht zurecht kommen kann. Sie hat unterschätzt, wie stark Andreas Umwelteindrücke wahrnimmt und wie er auf sie regiert.

Das Buch der Autorin ist, auch wenn man noch nie mit einem autistischen Menschen in Berührung gekommen ist, sehr interessant. Vermittelt es dem Leser nicht nur einen Eindruck über die Welt eines autistischen Menschen, sondern auch über die Schwierigkeiten seines Umfeldes, sich mit dieser Behinderung auseinanderzusetzen. Es ist nicht nur ein Jugendbuch, sondern durchaus auch für Erwachsene geeignet. In einem Nachwort wird erklärt, was Autismus ist. Außerdem werden Adressen von Hilfsorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz genannt.